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VAZ am 04.09.2003
Auf heftige Debatte eingestimmt
Friedrich Merz als Hauptredner einer CDU-Veranstaltung im Verdener
Bürgermeisterwahlkampf
von Ronald Klee
Verden. Die Folgen der Verdener Bürgermeisterwahl für
die Bundesrepublik scheinen kaum absehbar. Auf der Haupwahlkampfveranstaltung
der Verdener CDU prägte Mitgastredner Reinhard Grindel bei der Begrüßung
von Friedrich Merz die Parole des Abends: "Schröder quälen
- Rosenthal wählen."
Reaktionen aus dem Kanzleramt drangen am Abend noch nicht zurück
in den Verdener Niedersachsenhof, die 400 Parteigänger im Saal allerdings
klatschten vergnügt Beifall.
Der Gast aus Berlin hatte sich bereits für das Ende der parlamentarischen
Sommerpause eingeschossen und stimmte seine Zuhörer schon einmal
auf die anstehenden Debatten im Reichstagsgebäude ein. Allen, die
auf schnelle Beschlüsse gehofft hatten, weil die Regierungsparteien
und die CDU-Opposition doch gar nicht so weit von einander entfernt seien,
erteilte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende eine Absage. Die Debatte
sei schließlich ein notwendiger parlamentarischer Meinungsbildungsprozess.
Und so schnell dürften er und seine Fraktionskollegen sich nicht
auf Einigungen einlassen, weil dann die Unterschiede in der Öffentlichkeit
nicht genügend deutlich würden. Andererseits war sich Merz einer
gewachsenen Verantwortung bewusst, die nicht durch die neue Landtagsmehrheit
in Niedersachsen entstanden sei. Die Oppositionsparteien dürften
sich deshalb nicht als pure Nein-Sager präsentieren.
Finanzminister Eichels Pläne, die Steuerreform auf 2004 vorzuziehen,
lehnt Merz klar ab. Dabei war er sich bewusst, dass er damit auch Stimmen
aus seiner Partei widersprach. Bevor man über Steuersenkungen nachdenkt,
sollten die Strukturreformen im Gesundheitssystem, der Alterssicherung
und der Bildung durchgeführt werden. Und dazu, warnte Merz, müssten
die verfügbaren Einkommen eher stärker herangezogen werden.
Dennoch war sein Ziel, dass diejenigen, die arbeiten auch mehr Geld zur
Verfügung haben sollen als die, die nicht arbeiten. Könnte er
also wie er wollte, würden arbeitsfähige Erwerbslose und Sozialhilfeempfänger
künftig keine Unterstützung ohne Gegenleistung mehr erhalten.
Wachstum und Arbeit standen auch bei Kandidat Gebhard Rosenthal ganz oben
auf seiner Liste. Deshalb freute er sich über die Wahlkampfunterstützung
aus Berlin. Ein Freundschaftsdienst für Reinhard Grindel, wie Merz
nicht versäumte zu erwähnen, bevor er wieder in die Bundeshauptstadt
enteilte.
Der Kandidat Rosenthal indessen machte noch einmal klar, dass unter seiner
Führung die Wirtschaftsförderung zur Chefsache würde und
mit einem verbesserten Stadtmarketing die zentralen Punkte bilde, die
dem örtlichen Arbeitsmarkt wieder Impulse geben sollen.
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