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Verdener-Aller-Zeitung am 19.08.2005

Neue (Pf)Verde braucht das Land

CDU-Generalsekretär Volker Kauder auf Wahlkampftour an der Aller / "Risiko oder Stabilität?!"

Von Andreas Becker

Verden. Standing Ovations beim Einmarsch, Standing Ovation am Ende - die Christdemokraten badeten am Mittwochabend in einem Meer aus Optimismus und Siegerlaune. Volker Kauders Auftritt im Niedersachsenhof hatte die Parteibasis nicht nur mobilisiert, sondern auch euphorisiert. Dabei hatte der CDU-Generalsekretär keine guten Nachrichten für die rund 350 Zuhörer im Gepäck. "Es gibt nichts mehr zu verteilen", rief das "Ohr Merkels" mit entwaffnender Offenheit in den voll besetzten Saal.

In Anbetracht dieser Bestandsaufnahme überraschte es nicht, dass der CDU-Mann aus dem baden-würtembergischen Wahlkreis Rottwell / Tuttlingen dem Wahlvolk keine Geschenke, sondern "nur" Ehrlichkeit versprach. "Es ist eine schwere Aufgabe, am 18. September die Bundestagswahl zu gewinnen. Noch schwerer und wichtiger ist es, das Vertrauen bei den Menschen zurückzugewinnen", redete Kauder einem "grundsätzlichen Politikwechsel" das Wort.
Konkret: "Auf das Wort einer Kanzlerin Merkel wird Verlass sein." Der "General" machte deutlich, dass in gut vier Wochen eine Richtungswahl ansteht: "Risiko oder Stabilität?" Volker Kauder ergänzte: "Es geht um ein Ganzes, nicht nur um Teilbereiche."
Der "hohe Besuch" aus Berlin füllte diesen Anspruch mit politischen Inhalten: "Wir müssen die Bürokratieungetümer abbauen. Wir müssen mehr arbeiten. Wenn man 42 Stunden in der Woche arbeitet, stirbt man nicht gleich." Markige Worte, denen Kauder weitere Parolen folgen ließ: "Die Menschen wollen lieber Arbeit ohne Kündigungsschutz haben, als ohne Perspektive arbeitslos sein." Damit nicht genug. Der seit 15 Jahren im Bundestag aktive CDU-Mann legte nach: "Deutschland darf in Europa nicht Schlusslicht sein. Derzeit ist Deutschland keine Lokomotive, sondern der Geisterfahrer." Sätze und Schlachtrufe, die bei der Parteibasis ankamen und den Kampfgeist anstachelten. Beifall und Gefolgschaft waren Kauder sicher.
Zum innerparteilichen "Wir-Gefühl" trug auch das Kaudersche Lob für den hiesigen CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Grindel bei: "Er ist im Visa-Untersuchungsausschuss ein Glücksfall für die CDU", verteilte der Generalsekretär verbale Streicheleinheiten. Grindel selbst beließ es nicht beim Streicheln, sondern schlug mit Vehemenz auf den politischen Gegner ein: "Was Schröder derzeit macht, ist die 'Methode Gummistiefel'. Alles wird künstlich hochgezogen. Es muss Schluss sein mit den Ablenkungsmanövern." Der frühere Fernsehjournalist kurz und prägnant: "Die SPD hat die Menschen arm und arbeitslos gemacht."
Deshalb müsse das Volk nach Worten des Generalsekretärs einen "alten christdemokratischen Grundsatz" verinnerlichen: "Erst kommt der Mensch, dann das Land, dann die Partei und dann ich."
Vor diesem Hintergrund fasste Volker Kauder die Botschaft des Abends in der Allerstadt zusammen: "Neue (Pf)Verde braucht das Land."

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